Unser Statement zur aktuellen Lage rund um die WTG und das Thalasso Meeres Spa
Die aktuellen Entwicklungen rund um die Wangerland Touristik GmbH (WTG) und das Projekt „Thalasso Meeres Spa“ werfen schwerwiegende Fragen auf – insbesondere in Bezug auf die Verantwortung der früheren Geschäftsführung und weiterer beteiligter Akteure. Für uns als CDU-Wangerland steht fest: Sollte sich herausstellen, dass im Rahmen des Projekts grob fahrlässig oder vorsätzlich gehandelt wurde, müssen daraus persönliche Konsequenzen folgen.
Sobald der Abschlussbericht des vom Gemeinderat beauftragten unabhängigen Gutachters vorliegt, muss dieser ohne Verzögerung an die zuständigen Ermittlungsbehörden weitergeleitet werden. Es ist zu prüfen, ob strafrechtlich relevante Tatbestände vorliegen. Gleichzeitig ist aus unserer Sicht zu bewerten, ob zivilrechtliche Schritte – etwa Regressforderungen gegenüber früheren Entscheidungsträgern – möglich und geboten sind. Wer Verantwortung trägt und nachweislich Fehler begangen hat, muss dafür zur Rechenschaft gezogen werden.
Wir haben als CDU-Wangerland das Projekt in seiner ursprünglichen Zielsetzung mitgetragen – auf der Basis der fachlichen Einschätzungen, die uns von der damaligen Geschäftsführung und den projektverantwortlichen Unternehmern vorgelegt wurden. Viele der damaligen Entscheidungen bis hin zur Fertigstellung des TMS wurden im Rat einstimmig getroffen, in dem Vertrauen, dass uns belastbare und sachlich fundierte Informationen vorlagen. Auch wenn wir bereits während der Planungs- und Bauphase jede Kostensteigerung mit großer Skepsis betrachtet haben, wurden diese im Rat stets mit Verweis auf externe Gutachten und fachliche Einschätzungen nachvollziehbar und schlüssig begründet und insoweit auch mitgetragen.
Dass sich viele dieser Einschätzungen möglicherweise heute als fehlerhaft oder unvollständig herausstellen könnten, ist ernüchternd – und für uns ein klarer Vertrauensbruch. Als wir im Verlauf des Projekts erkannten, dass die Kostenentwicklung nicht mehr kontrollierbar war, befanden wir uns bereits in einem Stadium, in dem ein Abbruch des Baus wirtschaftlich nicht mehr vertretbar gewesen wäre. Parallel zur Fertigstellung wurden daher kritische Gespräche mit der Geschäftsführung geführt und die bereits zuvor eingerichtete Lenkungsgruppe auch mit einer Kontrollfunktion beauftragt.
Aufarbeitung und Zukunft – beides ist notwendig
Ja, auch die Ratsmitglieder der CDU sind mitverantwortlich. Aber wir sind ehrenamtlich Tätige Politiker, keine Fachplaner oder Bauleiter. Deshalb beauftragen wir Experten – und müssen grundsätzlich darauf vertrauen können, dass ihre Angaben korrekt sind. Wenn wir den Fachkräften aus Verwaltung, Planung und Geschäftsführung grundsätzlich misstrauen müssten, könnten wir keine Entscheidungen mehr treffen. Dann hätten wir ein strukturelles Problem, das weit über dieses Projekt hinausreicht.
Gleichzeitig ist klar: Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist wichtig, darf aber nicht den dringend nötigen Blick in die Zukunft verhindern. Für die vielen Betriebe und Menschen im Wangerland, die vom Tourismus leben, braucht es jetzt Planungssicherheit, Orientierung und Perspektiven.
Um diesen Prozess voranzubringen, haben wir auf Initiative der CDU-Wangerland gemeinsam mit dem Bürgermeister und der Geschäftsführung der WTG einen Leistungsträgerstammtisch ins Leben gerufen. Bereits in dieser Woche werden erste Gespräche mit Hoteliers, Gastronomen, Vermietern und Vereinsvertretern stattfinden. Ziel ist ein regelmäßiges Format, in dem alle Beteiligten gemeinsam über die Struktur und Ausrichtung einer „WTG der Zukunft“ beraten können.
Wir sind überzeugt: Nur wenn diejenigen, die den Tourismus im Wangerland tragen und leben, aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, kann die künftige Tourismusstrategie tragfähig und erfolgreich sein. Denkverbote darf es in dieser Debatte nicht geben. Auch alternative Modelle – wie etwa die Struktur des Kurvereins in Neuharlingersiel – müssen offen diskutiert werden. Dort sind die Leistungsträger in Entscheidungsprozesse eingebunden, mit entsprechendem Stimmrecht und Mitgestaltungsmöglichkeiten. So müssen unserer Ansicht nach die Leistungsträger in eine Gesellschafterversammlung zukünftig mit eingebunden werden.
Gemeinde muss umfassend informieren
Abschließend fordern wir: Die Gemeinde muss jetzt zeitnah eine öffentliche Informationsveranstaltung einberufen. Nur der Bürgermeister ist befugt, auch über Inhalte aus nichtöffentlichen Sitzungen zu berichten. Gerade jetzt, in einer Phase großer Unsicherheit, braucht es maximale Transparenz, um Vertrauen zurückzugewinnen und Spekulationen zu verhindern.
Die CDU-Wangerland steht klar für eine lückenlose Aufarbeitung – aber genauso für einen konstruktiven Neuanfang mit allen Beteiligten. Wir werden unseren Beitrag leisten.